Donnerstag , April 18 2024
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Wolfsgeheul spezial – Bis die Hölle gefriert

56 Prozent – so viele lehnen laut ARD-Sportschau den Neustart in der Bundesliga ab. Das ist die Mehrheit in Deutschland. Diese Zahl bedeutet aber auch: 44 Prozent haben Bock oder grundsätzlich kein Problem, dass der Ball wieder laufen wird. Es ist viel diskutiert worden in den vergangenen Wochen. Zurecht. So wie sich der Fußball, genauer das Fußballbusiness in Deutschland, dargestellt hat in den vergangenen Wochen und Monaten, kann ich jeden verstehen, der eine Fortsetzung ablehnt. Ja, Spiele ohne Zuschauer sind großer Mist. Ja, hier geht es scheinbar nur darum, dass viele – sonst finanziell vollgestopfte – Clubs einfach nur ihren Arsch retten wollen, während es genug Beispiele in der Gesellschaft gibt, wo es dringlicheren Handlungsbedarf gibt. Ja, die Grundvoraussetzung, dass überhaupt wieder gespielt werden darf – also das Hygiene-Konzept der DFL – hat nicht nur Löcher. Es ist ein schwarzes Loch. Trainer, die ohne Handcreme offenbar nicht leben können. Spieler, denen es offenbar Wurst ist, was angeordnet wurde. Verantwortliche, die jedes Risiko kleinreden und ihr „Produkt“ überhöhen bis zum geht nicht mehr. Wenn ich höre, dass Bundesliga-Fußball angeblich wichtig für die „gesamte Menschheit“ sein soll oder verhindern kann, dass Papa nach dem Corona-Dosenbier-Koma weiter zuhause Frau und Kinder verwimst, nur weil Haaland wieder knipst – sorry, da muss ich mal kurz so lachen wie über eine neue Verpflichtung von Klinsmann als Bayern-Trainer. Wie gesagt, es gibt genug Gründe, das bevorstehende Fernseh-Spektakel abzulehnen. Mittlerweile muss aber auch dem letzten Kritiker aber klar sein, dass die vorliegenden Pläne umgesetzt werden. Oder anders gesagt: Es ist wahrscheinlicher, dass die Hölle gefriert, als dass die Saison nicht zu Ende gebracht wird. Vermutlich müsste ein Spieler röchelnd vor laufenden Fernsehkameras von der Bank kippen, damit vielleicht noch mal nachgedacht wird. Aufgrund der aktuellen Fallzahlen in Deutschland ist das wohl eher unwahrscheinlich – und wer weiß, wie transparent die Informationspolitik aus den Quarantäne-Hotels der Teams in den kommenden Wochen sein wird. Wer aus diesem Sammelsurium an Kommerzmotiv, Corona-Müdigkeit und fehlenden Emotionen sagt: Nicht mit mir! Alles gut. Wobei ich auch ehrlicherweise sagen muss: ja, die Emotionen in Zusammenhang mit Stimmung und Support werden nicht da sein, aber das Spiel bleibt das Spiel. 11 gegen 11. 2 Tore. 1 Schiri. Wer in die Kreisliga geht, weil er sich für Fußball interessiert, fühlt auch keine Stimmung wie im Stadion und akzeptiert das. Warum also nicht auch für die Bundesliga in diesem Zeitraum?

Und deswegen komm ich jetzt zum großen Aber und den oben genannten 44 Prozent. Es kann noch soviel gemeckert werden und die obigen Argumente von links nach rechts gewälzt werden: Die Entscheidung ist jetzt so wie sie ist. Und das sollte dann genauso akzeptiert werden. Wenn ich keinen Bock auf die Party habe, dann geh ich nicht hin, aber ich mache sie auch nicht denen madig, die gern hingehen wollen. Das hat was mit Respekt zu tun. Manchmal hat man das Gefühl in den vergangenen Wochen, man muss sich dafür entschuldigen, wenn man ab heute wieder Fußball verfolgen möchte. Nein, man muss sich nicht entschuldigen. Und mit dem Respekt ist es ja zurzeit eh so eine Sache. Da ist Karl-Heinz aus Castrop-Rauxel nach 3 YouTube-Videos und zwei Facebook-Posts plötzlich nicht mehr nur Fußball-Experte, sondern auch Virologe, weiß was richtig ist und greift Menschen mit anderer Sichtweise an. Lächerlich. Oder von manchen Gruppierungen wird ein Szenario für alle potenziellen Fußball-Streikbrecher im Greta-Stil aufgebaut: how dare you? Ich sag es ganz ehrlich: Mir geht das in unserem Land gerade mächtig auf den Puffer. Es wird jetzt gespielt und fertig. Guckt es, oder lasst es bleiben. Ändern wird sich das eh nicht lassen. Aber respektiert auch die, die sich drauf freuen, wenn wieder gespielt wird. Die sich das ansehen oder auch anhören möchten. Denn 44 Prozent sind auch ne ganze Menge Leute in Deutschland. Und natürlich drücke ich dem VfL Wolfsburg heute die Daumen, dass er drei Punkte holt. Auch wenn es komisch sein wird, ein Spiel zu kommentieren, das so ablaufen wird, wie es ablaufen wird. Damit müssen wir jetzt meiner Meinung nach alle leben und das Beste draus machen. Ich werde es jedenfalls versuchen.

Wer trotz der ganzen Diskussionen Lust auf das Spiel des VfL hat: Hier ist eure Alternative zu Konferenz und Sky: Wölferadio Arena Live ab 15.15 Uhr im Audio-Livestream www.woelferadio.de

Man kann den Radioton sogar mit dem Fernsehbild koordinieren:

Ein Kommentar

  1. Es gibt immer verschiedene Sichtweisen und natürlich ist Fussball nicht überlebenswichtig. Aber wer soll diese Zeit aushalten, wenn wir nur noch Dinge tun, die systemrelevant sind. Ich denke wir sollten die niedrigen Infektionsraten und das Sommerhalbjahr nutzen um uns psychisch für einen harten, einsamen Winter zu wappnen. Vielen Dank an alle Bundesligaspieler, die das Risiko auf sich nehmen, um mich auf etwas andere Gedanken zu bringen.

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