Beim Thema Training schlagen zwei Herzen in meiner Brust.
Ich möchte dabei zurückgreifen auf die Diskussion, die ich vor wenigen Tagen hier im Forum mit Wolfsburgo und Ringo bezüglich Spielsysteme hatte.
Die eine Seite ist folgende:
Ich bin da ganz klar auf eurer Seite. Vielleicht sogar noch radikaler als ihr. Ihr kennt meine ewigen Vergleiche zu Boris Becker, dem Leistungssport an sich oder auch American Football.
Im Fußballgeschäft im Allgemeinen ist mir das alles zu unprofessionell. Ich habe das hier schon oft gefragt oder angemerkt:
– Warum übt ein Stürmer nicht nach jedem 1 1/2 stündigen Training noch 40 Minuten am Kopfballpendel?
– Warum machen die Außen nicht jeden 2. Tag 20 Minuten Sprinttraining nach dem offiziellen Training, so wie wir damals im Sportunterreicht in der 12. ?
– Warum gibt es nicht für jeden Bereich spezielle Coaches wie beim Football? Jeder Mannschaftsteil wird gezielt und unterschiedlich trainiert. Der Trainer muss dann alle Bereiche zusammenfügen.
– Warum übt ein Profi so wenig? Körperlich muss man pausieren, dass ist klar. Aber Ecken oder Kopfbälle üben erfordert kaum Kraft.
– Wenn ich sehe wie beim Abschlusstraining genau auf den Gegner eingegangen wird, wie jedem Spieler ein Gegenspieler mit den Namen des Gegners zugeordnet wird – was gut ist -, warum bekommen die Spieler dann nicht einen Aufgabenzettel mit nach Hause, wo sie auswendig lernen müssen, wer wo steht und wie laufen muss?
Das ist die eine Kritik.
Die zweite bezieht sich auf das Spielsystem, die Taktik, Laufwege, usw:
Wolfsburgo hat recht. Es wird nicht explizit trainiert. Es gibt abgeschwächte Übungen, wo es angedeutet wird. Z.B wenn auf beiden Außenseiten zwei Minitore aufgebaut sind und die Spieler versuchen sollen über Außen zum Ziel zu kommen.
Aber so wie es Ringo aus der Theorie beschrieben hat – dass man für solche Übungen sogar einfach Stangen aufstellen kann, und wo die Spieler immer und immer wieder per Doppelpass sich irgendwie nach vorne Kombinieren und Laufwege üben usw. habe ich auch noch nicht beim Training gesehen…
Wenn das eure Kritik ist, dann kann ich sie nachempfinden und sie auch unterschreiben.
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Das andere Herz in meiner Brust:
Jetzt kommt aber das große ABER:
Obwohl ich mir wünschte, dass ein Fußballteam so trainieren würde wie van Almsik, Boris Becker oder Hambüchen muss ich ganz klar sagen: So trainiert keine Fußballmannschaft.
Unter Magath war es etwas härter und ging in die Richtung, aber dass das auch nichts bringt sieht man gerade auf Schalke.
Weder unter Veh noch unter Köstner hat man so trainiert. Veh lässt wahrscheinlich auch in Hamburg so nicht trainieren und dennoch stehen sie viel besser da als wir.
Ich sage, das kann alles nicht die Begründung für die Misere sein.
Zum zweiten Punkt: Dem Spielsystem, Taktik, Laufwege usw:
Auch hier würde ich das gleiche sagen. Ich habe das weder unter Magath, Veh noch Köstner gesehen, unter all denen es besser lief.
Ich jogge immer am Vorsfelder Stadion vorbei wo die Kinder trainieren. Dort übt man das so. Stangenslaloms usw. Oder auf Youtube Filmen von Ausbildungscentren sehe ich das auch.
Aber bei Profis habe ich das so in der Form noch nicht erlebt.
Ich habe dazu auch eine andere Theorie als ihr, die zugegebenermaßen sehr angreifbar ist.
Ich glaube, dass Dortmund nicht so gut spielt, weil sie diese Laufwege hundertfach besser trainieren als wir.
Ich glaube, es wird in jedem Verein angesprochen, und die Umsetzung hängt an ganz anderen Dingen. Sind wir ein Team? Laufe ich für den anderen? Kenne ich seine Laufwege? >das aber nicht auf Grund von ewigen gleichen Trainingsübungen mit Stangen, sondern aus den letzten 3 Spielen, die alle gewonnen wurden. Ich glaube die Eingespieltheit kommt aus dem Spielbetrieb und aus den Siegen. Daraus resultiert Mut und Selbstvertrauen und dadurch mehr Risikobereitschaft.
Bei Dortmund klappt der Doppelpass und das Durchstarten, weil beide Spieler den Mut haben es zu tun, und aus dem letzten Spiel wissen, dass es klappt und einen Sieg, sprich ein positives Feedback im Rücken haben.
Bei uns funktioniert es nicht, nicht weil unsere Spieler zu doof sind zu wissen was ein Doppelpass ist, oder weil sie es nicht im Training geübt hätten, sondern weil Spieler A der Mut fehlt überhaupt durchzustarten, oder wenn er es tut, Spieler B so verunsichert ist, dass der Pass einfach nicht ankommt.
Es ist doch auffällig, dass bei Mannschaften die oben stehen nahezu jeder Pass ankommt, und jeder 2. Schuss aufs Tor drin ist, und bei Mannschaften, die unten stehen, das genaue Gegenteil der Fall ist – und das, obwohl die gleichen Mannschaften mit nahezu den gleichen Spielern es eine Saison vorher noch konnten bzw nicht konnten…
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Ich will ganz klar sagen: Wenn es wirklich so ist, dass man diese Automatismen im Training ganz leicht mit Stangen üben kann und es dann zu einem erfolgreichen Spiel führt, dann habt ihr recht, ich unrecht, und McClaren ist nicht nur ein schlechter Trainer, sondern dazu anscheinend völlig unwissend, was Trainingsmethoden angeht.
Dann wiederum würde ich mich fragen warum er überhaupt jemals bei einem Team erfolgreich hätte sein können, und was er aus seinen Stationen z.B bei Ferguson mitgenommen bzw gelernt hat???
Ich gebe hier zu: McClarens Methode ist das “Learning by doing”. Fast alles wird während eines Trainingsspielchens gelehrt. Die Spieler müssen improvisieren…
Und da sind wir wieder beim Ligaspiel: Spielt Dortmund nur einstudierte Passagen runter? Oder muss Dortmund bei jedem einzigen Spielzug auch improvisieren?
Ich glaube eher an die zweite Variante. Das Chaos kann man nicht beherrschen.
Ich sehe Fußball eher so wie es Magath oft beschreibt: Wie ein Schachspiel.
In einem Schachspiel geht man niemals mit einem Gesamtplan hinein. Um ein Schachspiel zu gewinnen darf man nur von Zug zu Zug denken und sich bei jedem einzelnen fragen, bringt er mir einen Vorteil?
Nur Anfänger planen schon 10 Züge voraus, wie sie versuchen über rechts die Dame in Stellung bringen können, während sie über links schon kurz davor sind zu verlieren…
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Das sind die beiden Herzen, die in meiner Brust schlagen.
Ich bin absolut unsicher geworden, was davon nun stimmt. Die Zeiten werden immer bedrohlicher und ich habe keine Lust mehr mich nur auf die Seite des Verteidigens zu stellen.
Es gab eine Wende zum Positiven Anfang der Rückrunde. Das zeigt mir, dass gewisse Maßnahmen funktioniert haben, bzw beginnen zu funktionieren. Das Dortmundspiel müssen wir ausklammern…
In Hannover war es jetzt nicht so schlecht wie es gemacht wird. Ohne den Fußballgott gegen uns wäre es mindestens ein Unentschieden geworden, was unter den Umständen, dass wir neue Spieler haben und noch nicht richtig eingespielt sein können gegen ein Top5 Team ok gewesen wäre (ich hoffe ihr habt gehört was Klopp für gute Sachen heute im Doppelpass gesagt hat).
Aus diesem Grund will ich McClaren noch diese Woche eine Chance geben und sehen wie wir gegen Hamburg spielen.
Sollte das wieder mager sein, muss der Trainer gehen. So ist das Geschäft. Und dann muss sich einfach etwas ändern. An dem Rad der Spieler kann man dann nicht mehr drehen.
Dann muss man wohl versuchen mit einem neuen Trainer neuen Wind in die Sache zu bekommen.