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Warum Magath Diego abgeben will

Nach Sky Interview: Diego erhitzt weiterhin die Gemüter

Warum Magath Diego abgeben willDiego und kein Ende.
Die nächste Runde in der „never ending story“ um Diego ist eingeläutet.

Gestern war Felix Magath zu Gast bei Sky90 – dem Fußballtalk des Privatsenders.
Auch das Diego-Thema wurde erneut aufgegriffen, und es gab ein paar interessante Aussagen von Magath, die fortan die Gemüter der Fans erhitzen und zu vielen Diskussionen führen.

Kern des Anstoßes:
Die Aussagen von Magath scheinen etwas widersprüchlich zu sein. Wo liegt denn nun des Pudels Kern?
Folgende Aussagen gibt es mit wechselnden Interpretationsmöglichkeiten:

1. Ich will um Diego herum eine Mannschaft aufbauen <-> Er passt mit seiner sehr offensiven Spielweise nicht ins Rauten-System (Sky90)

2. Er spielt als 10er zu offensiv (fast Halbstürmer – Sky90) <-> Wir überlegen ob wir vielleicht mit 3 Stürmern spielen sollen (Aussage zur Helmes-Problematik)

3. Vorwurf: Diego hat sich am nächsten Tag nicht entschuldigt (Sky90) – Ich habe am nächsten Tag noch keine Entschuldigung erwartet (Magath im Interview am 15. Mai – einen Tag nach dem Hoffenheimspiel)

4. Es gab viele Angebote für Diego, man muss ihn fragen warum es nicht geklappt hat (Sky90) – Es gibt „völlig wirre Angebote“ für Diego, bis jetzt kein annehmbares.

5. Diego wird abgemahnt, die Sache den Juristen übergeben und Konsequenzen bei UEFA und FIFA erwogen <-> Fehler machen alle mal, wer meinen Weg mitgeht, dem wird verziehen <-> Die Tür ist zu, wir haben uns auf einen Verkauf geeinigt

6. Diego trainiert sehr gut, seine Qualität hat gegen Leipzig gefehlt <-> Wir sind uns im Verein einig, Diego wird auch dann nicht spielen, wenn wir ihn nicht verkaufen können.
 


Man könnte das ganze einen Schlingerkurs nennen. Ein ewiges Auf und Ab.
Aus rein sportlicher Sicht konnte man lange davon ausgehen, dass es irgendwann eine Begnadigung geben würde. Schließlich sollte zunächst angeblich die neue Mannschaft um Diego herum aufgebaut werden. Nach der Leipzig Blamage fehlte Magath gar die Qualität eines Diegos im Kader, und jedem „würde ein Fehler verziehen werden.“
Auch zu seiner Station auf Schalke gab es Parallelen. Der Spieler Farfan war ein ebensolcher Hitzkopf wie Diego es ist. Er kam provokativ zu spät aus dem Urlaub, boykottierte das Training, durfte aber stets bei Magath spielen, weil Magath auf seine Qualität einfach nicht verzichten konnte. Sogar sein System wurde abgeändert, nur um diese Art von Spielern einbinden zu können.

All das wäre in Wolfsburg auch möglich gewesen, und im Hinblick auf die Leistung und die Qualität im Kader sogar sinnvoll.

Die logische Schlussfolgerung aus der Sache für mich:
Es geht hier nicht so sehr um Systemkompatibilität.
Auch geht es nicht um diesen einen Fehler, den Diego gemacht hat. So etwas ist im Fußball Kinderkram und schnell wieder ausgeräumt. Zumal die „Degradierung“ Diegos bereits vor der Flucht begonnen hatte.

Nein, Magath hat andere Gründe.
Diego sollte von Anfang an im Sommer den Verein verlassen.

Warum?
Nun, da gibt es ein paar Gründe, die man sicher nennen könnte.

1. Felix Magath verfolgt ein klares Konzept. Er ist der Boss und das Team muss ihm bedingungslos folgen. Starke Charaktere sind selten in seinen Teams. Ein Profi muss das tun, was der Trainer ihm sagt, keine Widerworte geben, kein ausschweifendes Privatleben haben, früh ins Bett gehen, und viele andere Dinge.
Mit anderen Worten: Magath bevorzugt den Musterprofi, der alles dem Erfolg unterordnet.

Diego scheint aus Magaths Sicht nicht in dieses Schema zu passen. Er ordnet sich nicht unter, er steht selber gerne im Mittelpunkt und sein südländisches Temperament scheint in Magaths Augen dem Erfolg im Wege zu stehen.

Will Magath seiner Linie und seinem Konzept treu bleiben, so muss er Diego verkaufen.

2. Diegos Gehalt sprengt jeden Rahmen. Felix Magaths Konzept sieht weiter vor, dass es eine klare Gehaltsstruktur gibt. Diegos sehr hohes Gehalt könnte ihm übel aufgestoßen sein. Der Neid und das Versagen des Kaders nach der Gehaltsanhebung nach der Meisterschaft ist ihm sicherlich ein mahnendes Beispiel.

3. Am Ende würde durch einen Abgang Diegos ein riesiges Geldpaket frei werden (Ablöse + Gehalt), das Felix Magath in einen anderen großen Spielernamen investieren könnte, der mehr nach seinem Geschmack ist. Hier könnte dann übrigens auch wieder das Spielerische mit einfließen, was bei den anderen Gründen noch eine untergeordnete Rolle gespielt hatte.
Magath bevorzugt eher Strategen, die die Bälle verteilen, und weniger lange halten.


DiegoMein Fazit aus der ganzen Sache:
Von Anfang an war Diego ein Kandidat, der im Sommer höchstwahrscheinlich abgegeben werden sollte.
Der Eklat um Diego hat Magath dahingehend in die Karten gespielt, dass er für die Öffentlichkeit nun eine einfach und leichte Begründung für einen Verkauf gefunden hatte.
Ein wenig kontraproduktiv ist das ganze allerdings im Hinblick auf seine Verkaufschancen.

Jeder Interessent weiß nun um diesen „Skandal“ und versucht den Preis zu drücken.
Magath muss diesen Schlingerkurs fahren um die Ballance zu finden, zwischen einer plausiblen Argumentation, warum man Diego abgeben will bzw. muss, und auf der anderen Seite durch Lob, Teilnahme am Training usw. den Marktwert für Diego hochzuhalten.
Gleichzeitig will sich Magath auch nicht angreifbar machen – aber das ist nur eine Nebensache.

Am Ende werden wir wie bei Riether und vielen anderen nachgeben, nur um einen ungewollten Spieler gehen lassen zu können.

8 Kommentare

  1. Der Kommentator vergisst die Fans und VW: wer im wichtigsten Spiel seit vielen Jahren die Mannschaft im Stich lässt ist weder für die Fans noch für VW tragbar. Nur VW kann sich den dadurch entstehenden finanziellen Verlust leisten.

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  2. @Diego: Bei deinem nicknamen hätte ich einen so kritischen Kommentar über Diego nicht vermutet :)

    Zu dieser Problematik hatte ich schon häufig an dieser Stelle etwas geschrieben.

    Einige Fans reagieren zu emotional – übrigens genau das, was sie an Diego kritisieren. Im Übrigen kennen wir die Hintergründe noch nicht. Nach meiner Theorie könnte Diego auch gute Gründe für seine Reaktion gehabt haben. Eine Plausible Begründung und eine Entschuldigung könnten die Fans versöhnen. Nach 2,3 guten Leistungen, Toren und Siegen wäre das Thema vergessen.

    VW ist nicht Opfer dieser Geschichte, sondern aus meiner Sicht weitesgehend Initiator. Der Kurs ist seit der Meisterschaft nicht mehr konsequent und eindeutig. Diego zu kaufen und als Imageträger aufzubauen war auch weitesgehend VW Plan. Das sieht man an dem Werbevertrag von Diegos Vater in Brasilien.

    Will man so ein großes Projekt mit Diego starten muss man im Fußball einen längeren Atem haben. Nach nur 8 Monaten das gesamte Konzept umzuwerfen und Diego plötzlich in Frage zu stellen, war aus meiner Sicht einer der Hauptgründe für die Eskalation. VW darf sich also nicht wundern.

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  3. Man kennt auch die Hintergründe von Magath nicht. Es sind alles nur Vermutungen und Schlussfolgerungen aus früheren Aussagen und Konsequenzen von Magath.
    Trotzdem schlussfolgern einige Fans bestimmte Dinge in Bezug auf Magath (Provokation, Kalkül). Übrigens auch in Bezug auf Diego (Gehalt). Beweisen kann es niemand. Trotzdem wird es immer gerne als Fakt dargestellt und das macht die Diskussion „emotional“.

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  4. Eine wirklich gute Zusammenfassung aus meiner Sicht. Man kann wirklich fast alles so unterschreiben. Es war wirklich schon vorher ersichtlich, dass Magath nicht auf Diego setzen wird.
    Allerdings würde ich den Punkt 3 bei Kern des Anstoßes kritisieren. Ich verstehe die Aussage von Magath jedenfalls so, dass es vom dem Spieler Diego einfach keine Entschuldigung erwartet hat, da er seinen Fehler nicht einsieht und die schnelle Entschuldigung nicht machen möchte.
    Also nicht in dem Sinne, dass Magath eine Entschuldigung haben möchte. Die wollte es bestimmt haben, sondern dass er von Diego keine erwartet hat.

    P.S. Toller Blog

    Gruß

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  5. Zwei Anmerkungen:
    Ich sehe in Magaths Aussage (unmittelbar nach Diegos „Hotelflucht“), er plante ursprünglich um Diego herum eine Mannschaft aufzubauen, und seinen jüngsten Ausführungen, Diego sei kein klassischer 10er, sondern ein offensiver, torgefährlicher Mittelfeldspieler a la Götze, keinen Widerspruch.
    Magath hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er persönlich die Raute mit klassischem 10er bevorzugt. Andererseits sieht er den einzelnen Spieler mit seinen individuellen Stärken und ist bemüht diese zum größten Nutzen für die Mannschaft einzusetzen. Dies wurde gestern auch bei seinen Erklärungen zu Raul auf Schalke oder Ballack seinerzeit bei den Bayern deutlich. Es ist also durchaus möglich und wahrscheinlich, dass Magath Diego mit seinen auch von ihm wiederholt herausgestellten Stärken einsetzen wollte, ja sogar ein Team „um ihn herum aufzubauen“ plante. Den Vorfall am Vortag des letzten Spieltags nun als einen willkommenen Vorwand für Magaths Vorhaben, eh ohne Diego zu planen, anzusehen, halte ich für unbegründet oder zumindest für etwas weit hergeholt.

    Ich glaube nicht, dass man Magath nun darauf festlegen muss, wann genau Diegos Entschuldigung „eingehen“ sollte. Einen Tag nach oder ein paar Tage nach dem Hoffenheim-Spiel, oder meinetwegen auch erst nach seiner Rückkehr aus Brasilien.
    Fakt bleibt, dass es bisher kein klares Schuldeingeständnis von Diego gibt. Man hörte mal bei einzelnen Aussagen von Spielern (Josue, Friedrich), dass er sein Verhalten bedaure oder interpretierte es in Diegos Aussagen der letzten Wochen/Monate hinein. Wenn es Diego ernsthaft darum gegangen wäre, sich zu entschuldigen, wäre es ein leichtes seinerseits gewesen, dies zu kommunizieren. Darauf wartet die Öffentlichkeit, der VfL-Fan, der Verein, VW und offensichtlich auch Magath bisher vergebens. Irgendwann ist der Zug dann auch abgefahren.

    Ich will mir nicht verkneifen zu sagen, dass Diego nicht nur durch sein Verhalten vor dem Spiel gegen Hoffenheim, sondern auch schon aufgrund anderer Eskapaden während der Saison bewiesen hat, dass er eben alles andere als einen „starken Charakter“ hat. Dass Magath, wie wohl 99% aller Trainer, mit Egotrips von Spielern nicht klar kommt, kann man ihm wohl kaum vorwerfen. Magath hat auch mit Sicherheit kein Problem mit südländischem Temperament, da könnte man eine lange Liste mit Spielern aus diesen Gefilden aufzählen, die in Magaths Teams‘ standen. Sieht man Magaths rege Diskussionen der letzten Wochen mit Spielern wie Kjaer, Brazzo oder Schäfer oder auch seine Zusammenarbeit mit Ballack bei den Bayern, so kann man daraus doch auch ableiten, dass er durchaus den Profi mit „starker Persönlichkeit“ schätzt. Und die Professionalität, die er bei seinen Spielern einfordert, sieht wohl jeder Trainer gerne.

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  6. Bei Diego scheiden sich die Geister. Die Fans werden da wohl nie auf eine Linie kommen. Mir ist bewusst, dass die Mehrzahl gegen Diego ist. Um so wichtiger erscheint es mir auch mal die Gegenseite zu beleuchten und kritisch nachzuhaken.

    Vielen Dank für eure Sicht der Dinge, die man auch sehr gut verstehen kann.

    Einen weiteren Schritt zur Lösung wird es geben, wenn Diego verkauft ist und von beiden Seiten weitere Interna an die Öffentlichkeit gelangen. Man könnte fast schon Geld darauf setzen :)

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  7. Es geht ja nicht darum, ob für oder gegen jemanden ist. Ich für meinen Teil bewerte jede Aktion möglichst vorurteilsfrei. Sowohl von Magath als auch von Diego.

    Ich finde, Diego ist ein toller Fussballer, der aber definitiv immer wieder aufgrund seines Egos Probleme bekommen wird. Er ist so gestrickt. Dennoch darf man natürlich nicht alles gegen ihn verwenden bzw. alles für bare Münze nehmen, was in den Medien steht.

    Bei Magath sollte das aber ebenso gelten.

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  8. Super Artikel. Würde gern mehr Posts zu dem Thema sehen.

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