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Wolfsburg gewinnt gegen Stuttgart: Sieg der Emotionen


 
Was für ein Spiel! Der VfL Wolfsburg gewinnt in einer spannenden und guten Partie gegen den VfB Stuttgart völlig verdient mit 1:0.
Nicht nur das packende und hochdramatische Ende lassen die Herzen der Fans wieder höher schlagen, sondern auch die Art, wie das Spiel bestritten wurde.
Gefühlt ist es ein Jahr her, dass man den VfL so gut gesehen hat. Noch vor zwei Wochen schoben die Spieler des VfL gegen Man City unsicher den Ball quer. Wenig Zweikämpfe wurden gewonnen und es wurde ängstlich zurückgepasst.

Diese Angst schien gestern verflogen zu sein. Selbstbewusst spielte der VfL nach vorne, vergaß dabei aber nie seine taktisch defensive Grundausrichtung.

Vor dem Spiel war ich skeptisch. Letztes Jahr gab es vor jedem Spiel den obligatorischen Schmunzler, wenn Felix Magath zur Vorwoche zum x-ten mal das Team durchgewüfelt und das System geändert hatte.
Dieses Jahr soll mehr Konstanz in die Mannschaft. Nach den letzten überraschenden Aufstellungen im Pokal und gegen Man City war ich mir eigentlich sicher, dass auch beim Bundesligastart Felix Magath die Öffentlichkeit überraschen und einige Dinge ändern würde. Doch weit gefehlt.
(Foto von Sebastian S. (Xbasti1102))

Das System:
Gespielt wurde in einem 4-2-3-1 System, welches dem bislang einstudierten und proklamierten 4-3-3 sehr ähnlich ist. Einzig allein die Außenspieler stehen nicht ganz so hoch und auch der Mittelfeldspieler (Diego) kommt eher aus der Tiefe. Eine kleine Variation die auf Grund des schwierigen Auswärtsspiel absolut logisch erscheint. Beim guten VfB Stuttgart mit einer 4-3-3 Hurra-Formation aufzulaufen wäre sicherlich der falsche Weg gewesen.

Die Taktik:
Auch die Taktik ging auf. Felix Magath ließ sein Team nicht kopflos nach vorne stürmen. Wie schon aus früheren Zeit überließen die Wölfe zunächst dem Gegner die optische Ballhoheit ohne sich dabei aber komplett zurückzuziehen oder einzuigeln. So verwundert es auch nicht weiter, dass der VfB Stuttgart in der Statistik mehr Ballbesitz für sich verzeichnen konnte.
Der VfL Wolfsburg verlegte sich auf das frühe Ballerobern und schnelle umschalten. Hervorragende Zweikampfwerte standen am Ende auf Seiten der Wolfsburger. Auch gab es häufig tolle Spielzüge, die schnell vors Tor führten.
Sehr häufig eingeleitet durch einen guten Pass mit Übersicht von Diego auf die Außen, eine Prozedur, die die Tage zuvor im Training einstudiert wurde.
Ebenfalls zu erwähnen ist die neue Rolle der Abwehr. Endlich stehen wir nicht mehr so hoch wie noch in der letzten Saison. Ein leichtes Überlupfen und in den freien Raum stoßen war deshalb kaum noch möglich.

Die Spieler:
Besonders hervorheben muss man unseren Torhüter Diego Benaglio. Mit einer sensationellen Leistung und einem gehaltenen Elfmeter war er der Mann des Spiels. Aber auch der Rest des Teams zeigte eine ansprechende Leistung. Es war kein Spieler dabei der komplett abfiel.
Ein unermütlich rackernder Olic, ein erneut bestens aufgelegter Naldo, der die Abwehr organisierte, Ballsicherheit und Spielübersicht von Diego, das erste Tor für den VfL von Dost – man konnte zurfrieden sein. Ein wirklich gutes Spiel machte auch unser Linksverteidiger Ricardo Rodriguez, der in vielen brenzligen Situationen, die richtige Lösung fand und auch nach vorne hin einige „Ausflüge“ unternahm.

Was besonders auffiel war, dass der Ball endlich gut in unseren Reihen läuft. Die Spieler laufen viel, passen eher nach vorne und spielen weniger ängstlich zurück und sind auch viel passsicherer, so dass am Ende ein ansehnliches Spiel zustande kam.

Kritik:
Natürlich war noch nicht alles hunderprozentig perfekt. Ja, es gab auch eine längere schwächere Phase in der 2. Halbzeit, wo Stuttgart noch einmal aufkam, einzelne Spieler wurden zunehmend unkonzentrierter, aber das alles darf man in einem ersten Spiel vernachlässigen. Wenn man schaut woher wir kommen, und dass wir eine Vielzahl neuer Spieler einbauen müssen, dann war das ein wirklicher Achtungserfolg.

Das Fazit:

    Mehr noch als die 3 gewonnen Punkte stehen für mich nach diesem Auftritt zwei andere Dinge im Vordergrund:

  1. Man kann eine gute Saison nur Spielen, wenn sich früh eine eingeschworene Gemeinschaft findet, die Spieler zueinander finden und durch Erfolge eine Spirale des Selbstbewusstseins in Gang gesetzt wird. Häufig gerieten wir in den letzten Jahren früh in eine Abwärtsspirale, aus der man im Laufe einer Saison nur noch schwer ausbrechen kann. Egal was man trainiert, egal wie gut die Spieler sind, die man im Winter neu hinzukauft, wenn einmal im Kopf verankert ist, dass man nur verlieren würde, dann bleibt der Erfolg aus.
    Dieser erste Achtungserfolg gegen den VfB Stuttgart kann ein Grundstein für eine positive Entwicklung sein. Dabei war es auch die Art und Weise wie gewonnen wurde. Hoch dramatisch und total emotional für die Fans, aber ganz sicher auch für die Spieler. So etwas schweißt zusammen. Ich hoffe, dass ein Heimsieg gegen Hannover nachgelegt werden kann, und sich so sehr früh eine homogene Kern-/Stammelf (plus Ersatzspieler) herauskristallisieren kann.
  2. Die Freude am Fußball kehrt so zurück.
    Was haben wir Fans in den letzten Jahren gelitten. Nicht nur die vielen wechselnden Spieler und die vielen Niederlagen führten bei nicht wenigen Fans dazu, dass der Gang ins Stadion immer schwieriger wurde. Viel Frust hatte sich über die Jahre angesammelt. Gestern gab es für mich so etwas wie einen Befreiungsschlag. Endlich mal wieder guter Fußball. Endlich mal wieder ein sensationeller Auswärtserfolg. Endlich wieder Emotion pur. So etwas will man an Fußballfan sehen.

PS: Ja, ich weiß, dass wir gestern noch nicht die Meisterschaft gewonnen haben ;)

Ausblick:
Nun habe ich eine große Hoffnung, und diese ruht auf Felix Magath. Hoffentlich wird in der nächsten Woche nicht allzuviel geändert werden.
Ein neuer Spieler? Ok!
Eine etwas offensivere Grundausrichtung? Muss nicht sein, aber auch ok!

Mehr aber bitte nicht. Das Siegerteam von Stuttgart muss weitestgehend genau so gegen Hannover spielen.
 
 

14 Kommentare

  1. Sehr schöner Text!
    Teile die Einschätzung.
    Auch wenn wir verloren hätten ( durch einen ungerechten Elfmeter z.Bsp.) wäre ich angetan gewesen.
    Es ist aber kein Zufall, dass wir sowas auf diese Art gewinnen.
    Wenn wir gegen H96 ähnlich gut sind und zu Hause drei Punkte einfahren, kann die Spirale weiter gehen.
    Mein Traum wäre, am 5. Spieltag mit 12 Punkten auf dem Konto in die Allianzarena zu fahren…

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  2. Jedenfalls kann man jetzt schon sagen das wir ein sehr unangenehmer und schwer zu spielender Gegner sind. Es wird keiner Mannschaft gelingen uns im vorbeigehen zu besiegen.

    Pogatetz fand ich persönlich auch sehr gut, ein idealer Nebenmann für naldo

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  3. Schöne Zusammenfassung… Ich hoffe auch, dass Magath bis auf den Spanier auf der 6 nichts ändert an der Mannschaft.

    Hoffnugn macht es auf alle Fälle

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  4. Gute Analyse. Top.
    In zwei Punkten muss ich aber etwas widersprechen.
    Die Grenzen zwischen 4-3-3 und 4-2-3-1 sind fließend, klar. Und oft auch abhängig, wer in Ballbesitz ist. Allerdings habe ich schon eher ein 4-3-3 gesehen. Dost, Olic, Dejagah haben oft eine Reihe gebildet. Olic war viel auf den Außen unterwegs, ist aber auch häufig ins Zentrum gestoßen. Bei Teams mit klarem 4-2-3-1 (Nationalmannschaft, Bayern) sieht man sowas eher weniger.

    Zweitens: von der hoch stehenden Abwehr ist man nicht abgerückt. In einigen Phasen konnte der VfL den VfB in der eigenen Hälfte einschnüren. Insbes in HZ 1. So etwas funktioniert nur mit hoch stehender Vierekette.
    Die Probleme in der letzten Saison resultierten in erster Linie daraus, dass das defensive Mittelfeld die gefährlichen Pässe in die Tiefe nicht verhindern konnte, zu wenig Druck ausgeübt hat.

    Und das haben Schäfer und Knoche gestern mit viel Laufarbeit und Einsatz super gemacht.

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    • …der zweite Punkt ist auch der Grund, dass Jiracek im Laufe der Rückrunde seinen Platz an Josué verloren hat und in der Folge als Einwechselspieler nur linksaußen Berücksichtigung fand.

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  5. Der Titel „Sieg der Emotionen“ zeigte sich besonders schön auch nach dem verschossenen Elfmeter, als Fagner unseren Keeper höchst ausgelassen feierte. :-)

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  6. Die Aktion von Fagner zeigt auch, wie gut schon so früh in der Saison der Mannschaftszusammenhalt und die Abstimmung untereinander ist. Mag vielleicht auch an den drei intensiven Trainingslagern liegen, die die Mannschaft richtig zusammen geschweist haben.

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  7. Toller Sieg und Balsam für die geschundene VfL-Seele!

    Dieser Einstand kann uns Fans endlich wieder in Euphorie versetzen, was nach den Misserfolgen seit 2009 höchste Zeit wird. Auch den Spielern wird dieser Sieg und die Art und Weise, wie er zustande kam, viel Selbstbewusstsein bescheren…

    Zwar kommt mit Hannover ein ernstzunehmender Gegner im nächsten Spiel zu uns – aber gegen 96 haben wir daheim meist gut ausgesehen, in dieser Form können wir sie bezwingen. Und dann heißen die nächsten zwei Gegner Augsburg und Fürth. 8-10 Punkte sind nach 4 Spieltagen sehr realistisch, selbst 12 sind nicht undenkbar. Ein guter Start ist wichtig – und ich denke in dieser Saison kann er uns gelingen!

    Um noch einen Negativpunkt anzusprechen: Ich bin von Pogatetz noch nicht gänzlich überzeugt. Er ist schon ein kleiner „Rüpel“, die Szene, welche zum Elfmeter geführt hat, war da exemplarisch. Selbst wenn er den Ball gespielt hat, ist es höchst gefährlich von hinten mit gestrecktem Bein im Strafraum in den Zweikampf zu gehen. Während Naldo durch Souveränität glänzt, ist es bei ihm der Einsatz, der mir positiv auffällt, jedoch frage ich mich von seinen individuellen Qualitäten her schon noch, ob er langfristig seinen Platz behaupten wird können…

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    • selbst wenn es gefährlich ist in dieser situation so zu grätschen, so war es dennoch zu 100% kein elfmeter und ich behaupte einfach mal, dass pogatetz das auch so im blick hatte…

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  8. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten bezüglich Benat Etxebarria?

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  9. Die Aktiom von Diego fand ich auch echt Klasse, es war auch nicht nur die einzige positive Erscheinung in Sachen Mannschaftsdienlichkeit von ihm, ich glaube langsam wirklich daran das er beim VFL noch eine lange Zukunft haben könnte!

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  10. Drei Wolfsburger in der Elf des Tages beim Kicker: Benaglio, Pogatetz und Naldo. Glueckwunsch! :-)

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  11. sehr gutes Spiel! am Ende mit glücklichem Ausgang! aber wie schön öfter hier geschrieben! Die Manschaft macht einen guten Eindruck! Ich glaube ein großes Wechselspiel wird Magath diese Saison nicht veranstalten! Bis auf ein, zwei Positionen dürfte die Manschaft so stehen!

    Und Dejagah wird nach der recht ansprechenden Leistung bestimmt nicht wechseln! so beschränkt ist nicht einmal ein FM! wir brauchen Ihn und das haben alle gesehn!

    Hat mir alles sehr sehr gut gefallen! :)

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