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Winter is coming! – Wolfsgeheul Spezial

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Ich fühl mich immer noch schrecklich. So was hätte ich nie erwartet. Es ist eine echte Schande. Wie konnte es nur passieren, dass der HSV gegen Ingolstadt gewinnt? Schlimm so was! Okay, Spaß beiseite. Zum Lachen ist mir nämlich immer noch nicht zumute. Im Moment ist es nicht leicht, Wolfsburger zu sein. Man fühlt sich irgendwie überrollt von allem. Eben noch strahlender Pokalsieger, Boomtown-Stadt und jetzt würde sogar das leckerste Koberind nach Leberwurst schmecken. Gefühlt jedenfalls. Erst die Nummer mit der Zuschauernörgelei. Dann die Bayern-Pleite und der Abgasskandal samt Rücktritt von WiKo. Ich weiß, dies hier ist ein Fußball-Blog. Aber Fußball ist in Wolfsburg nicht nur Fußball, sondern genauso die Stadt und Volkswagen. Das kann man hier nicht trennen. Wer wüsste das besser als wir? Aber es ist Vertrauen verloren gegangen, nicht nur nach außen. Und ich würde lügen, wenn mich das, was da heute und gestern passiert ist, nicht beunruhigen würde.

Fangen wir beim Sportlichen an und versuchen das Unerklärbare zu erklären.

Das fällt selbst mir echt schwer, und ich kann sonst auch jedem, der es nicht hören will erklären, warum Mozart den Faust gemalt hat. Selbst der Gladiola weiß wahrscheinlich immer noch nicht, warum Bayern gestern gewonnen hat. Zur Halbzeit dachte bestimmt jeder – inklusive der Bayern-Fans – Wolfsburg kann hier mit der guten Leistung echt was reißen heute. Und: so bitter es auch für uns ist, was dann passierte, ist der Grund, warum ich unseren Sport so liebe. Auch wenn wir jetzt die Leidtragenden sind. Aber erinnert euch, dass wir schon selbst solche verrückten Dinger positiv erlebt haben: Das 4:1 gegen Bayern, das 5:4 in Leverkusen! Ich weiß, das tröstet jetzt nur bedingt, aber hey was ist passiert? Wir haben wie immer in München verloren. Das 0:0 in Ingolstadt fand ich schlimmer. Und machen wir uns nichts vor: solche Spiele wie gestern gibt es in der Form nur alle Jubeljahre. Der Lewandowski hätte gestern wahrscheinlich auch die Syrien-Krise entschärft, die Flüchtlingsproblematik gelöst oder den Untergang der Titanic verhindert. Das muss man sportlich anerkennen, aber auch gleichzeitig abhaken. Es gibt so Tage. Schließlich habe ich von Bayern kein herausgespieltes Tor gesehen. Alles war irgendwie abgefälscht, vor die Füße gefallen, übern Ball gelatscht. Was uns aber deutlich von den Bayern unterschieden hat, war dieser unbedingte Siegeswille. Das Auge des Tigers. Das fehlt uns. Wie in Rocky III. Letzte Saison mit Kevin hatten wir das. Jetzt müssen wir wieder dafür arbeiten, dass wir es wieder so wird. Apollo Hecking ist gefordert. Vor allem, dass wir jetzt keinen Knacks kriegen. Hannover wird zum Prüfstein, vielleicht für die ganze Saison. Was mich aber optimistisch stimmt: Wir hatten solche Situationen schon, und wir haben sie gemeistert. Alle gemeinsam. Die Fast-Abstiege, die Braunschweig-Niederlage, Juniors Tod. Und wir sind stärker wieder zurückgekommen. Alles Geschichte unseres Vereins, der ja angeblich keine hat. Kann man alles nachlesen. Mein Wunsch ist es, dass es alle spüren, wie der Verein, die Stadt und auch unser wichtigster Arbeitgeber zusammenrücken. Ich sehe es auf Facebook, wie die Mitarbeiter, viele davon VfL-Fans, das VW-Logo als Profilbild installieren. Wie eine Botschaft. Ein Statement. Es zeigt die Verbundenheit, und wo ein großer Teil des Selbstwertgefühls im wahrsten Sinn erarbeitet wird. Und ich kann sie gut verstehen, die Unsicherheit, die jetzt herrscht. Die Frage, wie geht es jetzt weiter, schwebt über allem? Nicht nur bei VW und den damit verbundenen Arbeitsplätzen. Wir müssen nicht darüber reden, welche schlimmen Konsequenzen eine weitere Talfahrt hätte. Sondern auch für den VfL. Winterkorn war nicht nur Vater des Erfolges des Konzerns, sondern auch gerade unbezahlbar wichtig für den VfL. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wenn der nächste Boss jemand wird, der vielleicht plötzlich namibisches Dosenwerfen lieber fördern möchte, als Fußball in meiner Heimatstadt.
 

Winter is coming

 
VW
 
In einer meiner Lieblingsserien “Game of Thrones” gibt es den Ausspruch: “Winter is coming”. Im Kontext bedeutet es die Furcht und Warnung vor einer unbekannten, namenlosen Gefahr. Doch das Ganze ist auch eine Herausforderung. Sie besteht darin, sich ihr zu stellen. Als geschlossene Einheit. Eine Einheit, die Stadt, Volkswagen und der VfL ohnehin schon darstellen. Darstellen sollten. Einer der ersten Internetkommentare, die ich gelesen habe, lautete: “Hahaha, VW ist pleite. Hoffentlich steigt euer Scheiß-Kommerzklub jetzt auch ab.” Gut, ich denke, der Schreiber hat auch Schwierigkeiten Karamell und Karamalz auseinanderzuhalten, aber es zeigt wie über uns, unsere Werte und Lebensweise außerhalb von Wolfsburg häufig gedacht wird. Und Zielscheibe dieser Ablehnung ist häufig genug der VfL. Es muss uns klar sein, uns wird niemand helfen. Wir müssen uns selbst helfen. Auf dem Platz der Volkswagen Arena und auf der anderen Straßenseite. Den größten Fehler, den wir jetzt alle machen können ist, alles nur dunkelschwarz zu sehen. Genauso wenig wie VW wegen des Abgasskandals ein schlechter Arbeitgeber ist oder miserable Produkte abliefert, genauso wenig ist ein 1:5 in München für den VfL ein Grund, schon jetzt die Saison abzuhaken. Es ist noch gar nichts entschieden. Machen wir uns das bewusst. Manchmal ist Fußball wie das Leben. Das Schöne ist: in beiden Angelegenheiten hat man es selbst in der Hand, was man draus macht und wie man eine entsprechende Reaktion zeigt. Am besten sofort. Der VfL hat die Chance bereits am Samstag im Derby. Mit unserer Hilfe.

In diesem Sinn: Bleibt geschmeidig!

13 Kommentare

  1. gut gebrüllt, Löwe. äh, Wolf…

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  2. :top:

    Das unterschreibe ich Eort für Wort

    :top:

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  3. Wort für Wort

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  4. Wie immer hast Du super Worte gefunden und triffst es auf den Punkt.
    Es ist eine Freude Deine Texte zu lesen.
    Bitte weiter so! :topp:

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  5. Alles halb so wild. Und die VW-Aktie steigt auch schon wieder fleißig :vfl:

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  6. Darauf habe ich heute schon gewartet und gehe absolut konform damit :topp:

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  7. Klasse Text! :topp:

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  8. WOW!
    Je suis Wolfsburg

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  9. Danke, das hat Mut gemacht! Wenn man bedenkt, dass andere Konzerne Millionen Autos aufgrund defekter Bremsen oder Gaspedale zurückrufen mussten, muss ich wegen überhöhter Abgaswerte lachen. Das ist Betrug, ohne Frage. Schadet direkt „nur“ dem Kapital und dem Ego der Menschen. Wären da nicht die indirekten Folgen, die sowas nachziehen „muss“, würde ich sagen: erwischt. Und nun?

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  10. Meine Meinung zu dem Text habe ich kundgetan. Wer mit VW nur irgendwas am Hut hat, muss hier einfach reinschauen:
    http://www.der-postillon.com/2015/09/der-hausmeister-wars-vw-prasentiert.html

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  11. Danke für die Worte, gut gewählt!
    Es muss weiter gehen, ganz Wolfsburg muss nun zusammen stehen. Nutzt das Hannoi-Spiel als Ventil, um zu zeigen: Wir sind noch da und wir schaffen das!

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  12. Es muß halt immer weiter gehen. Unser Vfl am Samstag
    gegen Hanoi, für den großen Konzern mit einem neuen Chef.
    Ein Freund von mir sieht das ganze sehr pragmatisch, ab jetzt kann es nur wieder aufwärts gehen!
    Sehr einfach, aber irgendwie richtig…

    Gruß TE

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  13. Karamell und Karamalz – herrlich, Eisbär!

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