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Wolfsgeheul spezial – Silvester-Stiefel

Irgend so ein Typ hat mir gestern gesagt, dass man nicht mit Zank und Streit ins Neue Jahr gehen soll. Da hab ich mir natürlich auch so meine Gedanken gemacht. Bin ja auch mit dem einen oder anderen hier im Blog aneinander gerasselt und habe gestritten. Deshalb möchte ich hier in aller Form denjenigen die Gelegenheit geben, sich bei mir aufrichtig zu entschuldigen. Könnt ihr gern unten in die Kommentare schreiben. Oder was euch sonst so einfällt. Ich putze in der Zwischenzeit meine Stiefel, damit ich sie heute Nacht an diesem besonderen Tag rausstellen kann. Und falls mich jetzt einer für doof hält. Nein, ich weiß schon, dass morgen nicht Nikolaus ist. Nur auf der letzten Silvester-Party hat mir einer in die Schuhe gekotzt. Da sollen die wenigstens von außen gut aussehen.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich werd so zum Jahresende ja immer so sentami…, sento…, also empfindsam. Wäre unser 2018 eine Achterbahn im Heidepark, da könntest du noch mal extra Eintritt verlangen für das Auf und Ab. Normalerweise zitiert man an dieser Stelle zum Jahresabschluss irgendwelche großen Dichter und Denker. Aber bis die kommen, zitier ich mal mich. Ich hab nämlich noch mal in einem der alten Wolfsgeheule nachgeschaut. Die hängen ja alle bei mir als Ölgemälde gemeißelt per Lichtinstallation an der Wand im Westflügel. Und da fiel mein Blick auf ein Zitat, das unser erstes Halbjahr 2018 ganz gut zusammenfasst, wie ich finde:

„Ich hab inzwischen so oft die Augen verdreht, ich konnte mir bis in den dicken Hals gucken, den ich schon wieder kriege.“ Wolfsgeheul, 19. Februar 2018

Klar, im Moment wirkt das Ganze, als wäre das Lichtjahre her. Deshalb weise ich da gern noch mal drauf hin. Denn bei mir hat sich das Ganze von Januar bis Juni angefühlt, als wenn man nachm Pinkeln den Reißverschluss zu schnell wieder hochzieht und noch nicht alles verpackt war. Und nach so ner Hartz-IV-Vasektomie kommt man ganz schlecht wieder gut drauf, sag ich euch. Jetzt kann ich es ja zugeben: Auch ich hatte so meine Zweifel, dass noch alles gut geht. Zwei Mal lachend in die Kreissäge kann bei manchem ja beim ersten noch mit einem schicken Facelifting ausgehen, aber beim zweiten?! Dennoch musste alles dafür getan werden, dass es nicht zum Schlimmsten kommt. Auch wenn es einige nicht mehr hören konnten. Und trotzdem – wenn ich an die Aktion mit den vollgeschissenen Windeln am Zaun, das Bepöbeln der Spieler beim Training und die meisten Leistungen auf und neben dem Platz beim VfL denke, dann kann ich sagen: Ich habe mich selten so geschämt, VfL-Fan zu sein. Und umso stolzer bin ich, dass wir es doch irgendwie, irgendwo, irgendwann doch geschafft haben. Gegen alle Widerstände. Zusammen. Auch das ist Wolfsburg. Ich erinnere aber gern noch mal an die „Scheiß-Millionäre“ und den „Wir steigen ab und kommen nie wieder“-Trainer vom Frühjahr. Täusche ich mich, oder sind das (fast) dieselben, die in Herbst und Winter eine der besten Hinrunden der Vereinsgeschichten gespielt haben? Hab schon lange keine Ätzgesänge über das üppige Kicker-Salär (viel weniger dürfte es ja nicht geworden sein) gehört. Das zeigt mir zwei Dinge: 1. Ist die Diskussion über Fußballergehälter eine überflüssige, wenn sie so eine kurze Halbwertzeit hat und nur nach Erfolg und Misserfolg bewertet wird und 2. Sollte man nie vergessen lieber das große Ganze zu beurteilen, Dingen Chancen und Zeit einzuräumen und nicht von Samstag zu Samstag zwischen Guillotine und Glücksorgien zu lustwandeln. Für alle Eintracht-Fans, die hier mitlesen: Guillotine ist übrigens nicht die Schwester von Lilavogel.

Neues Zeitalter

Doch jetzt ist es Zeit, das alles so hinter uns zu lassen, wie der BTSV bald die dritte Liga. Ich wünsche mir für 2019, dass das Zeitalter der Meckerei und der Skepsis endlich vorüber ist. Ich will endlich wieder mehr Spaß und Freude rund um den VfL – unabhängig vom Ergebnis. Ja, Siege sind geil, aber ich kann auch mit ner Niederlage leben, wenn sich die Truppe voll reingehängt hat. Arbeit, Fußball, Leidenschaft muss für alle gelten: Verein und Fans. Und dafür brauchen wir auch ein Klima, an dem wir alle mitarbeiten müssen – ebenfalls unabhängig vom Sportlichen. Sonst stehen wir bei der nächsten sportlichen Krise wieder da, wo wir im Sommer waren. Mein Ex-Chef hatte nicht viel drauf, aber eine Sache konnte er gut: Wenn von 10 Sachen 9 gut waren, hackte er auf der einen Sache rum, die nicht geklappt hatte. Ja, kann man so machen, zieht aber runter. Vielleicht geht es auch anders. Beispiele: Anstatt ein Fass aufzumachen, wenn die Kontrollen am Sicherheitsring einem zu lang dauern, vielleicht mal zehn Minuten eher kommen. Anstatt sich über mangelnde Strahlkraft und Anzahl der Fans zu beschweren, vielleicht die hegen und pflegen und unterstützen, die da sind – und das vielleicht auch nicht als selbstverständlich nehmen, was rund um die Nordkurve geleistet wird. Das Schlimmste wäre, wenn wir aufgrund des momentanen Aufwärtstrends wieder in alte Muster verfallen würden. Es gibt immer noch genug Zöpfe zum Umdrehen und Steine zum Abschneiden – oder wie das heißt. Ich habe großes Vertrauen in die Vereinsführung, dass 2019 ein tolles Jahr wird und ich habe ebenso großes Vertrauen in uns Fans, dass wir alle mit anpacken. Nicht weil der Lenny hier hohle Sprüche klopft, sondern weil es das Richtige ist – und das nächste Jahr nicht nur gut, sondern wieder unser Jahr wird.

In diesem Sinn: Rutscht geschmeidig rüber!

7 Kommentare

  1. Muldental Wölfin

    Klasse, alles gesagt. Deine geistigen Ergüsse waren wieder Balsam auf die so oft geschundene VfL Fan Seele.
    Rutsche ebenfalls gut ins neue Jahr und schon ein großes Dankeschön im Vorraus für deinen Aufwand hier im Block.
    :like:

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  2. Lenny du solltest die reden von Donald Trump schreiben.

    Super was du die da aus dem Allerwertesten ziehst!

    Mega geil hau rein!

    Grüße aus Baden :vfl:

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    • :top: Mein Allerwertester sitzt zwar nicht auf meinen Schultern, aber okay…

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    • Weiss ich doch, war so ne spontane eingebung

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    • Das Jobangebot würde ich mir an Lennys Stelle gut überlegen. Da muss er nämlich so Twitter-Sätze toppen wie „Für mich sind damit eine ganze Reihe von Linien überschritten worden, die über eine rote Linie hinausgehen.“ (Nach Giftgasangriffen in Syrien.) Oder: „Ich trage keinen Teppich – es sind meine Haare. Und ich verspreche, nicht über deine massiven plastischen Operationen zu sprechen, die daneben gegangen sind.“ (Zu Cher, nach deren Bemerkungen über Trumps Haare.)
      Und ob dies Lenny zur Ehre gereicht, ist zumindest fraglich.
      Schönes Neues und „good Inspirations“ auch in 2019.

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  3. Abwarten und Tee trinken. Zur Not literweise… Hilft auch gegen den Allerwertesten auf oder neben den Schultern… :holmes:

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