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Die Personalie Träsch: Ein Plädoyer

Die Last auf den Schultern unseres Kapitäns wiegt schwer.

  • Bei einer Ablöse von 9 Millionen Euro sind die Erwartungen hoch. Der Titel „Königstransfer“ tut sein übriges. Träsch war von Anfang an verdammt sehr gute Leistungen bringen zu müssen.
  • Eine weitere Bürde, die den Druck weiter erhöhte war, dass Träsch gleich als Neuling zum Kapitän ernannt wurde. Für neue Spieler ist dies grundsätzlich immer ein Problem. Als Spieler muss man zunächst in die neue Mannschaft hineinwachsen, sich behaupten, durchsetzen und seine Rolle finden.
    Gleich von Beginn an die Führung zu übernehmen und als Kapitän voranzugehen erhöht die Last für neue Spieler.
  • Hinzu kam die Schwierigkeit, eine Position ausfüllen zu müssen, die eigentlich nicht seine angestammte Position war. Vor dem Wechsels galt Träsch eigentlich als designierter Nachfolger von Josué als Zerstörer auf der Sechser Position. Doch es sollte anders kommen. Auf Grund eines fehlenden Mittelfeldregisseurs gab es eine Abkehr von der Raute.
     
    Mit der Rolle als kreativer Part in einem defensiven Zweiermittelfeld tat Träsch sich schwer. Erst am 13. Spieltag gegen Hannover 96 gab Träsch nach Anraten von Jogi Löw den Rechtsverteidiger. Zuvor im Spiel gegen Dortmund musste Träsch sogar im Zentralen Mittelfeld vor Josué agieren. Bei der Niederlage gegen Gladbach am 3. Spieltag wurde Träsch auch im rechten Halbfeld ausprobiert. Bei der Niederlage in Hoffenheim am 6. Spieltag spielte er in einem defensiven 3er Mittelfeld auf der rechten Seite.
    Alles Positionen, die ihm seiner Stärken beraubten.
    Man sollte sich deshalb nicht groß wundern, wenn es da noch nicht gleich von Anfang an
    klappt.
  • Ein vierter Punkt, der zur Milde gereichen sollte, war die Umbruchsphase im Allgemeinen. In der Hinrunde gab es wenig bis gar keine Spieler, die in ihrer Gänze überzeugen konnten. Dazu die ständigen System- und Positionswechsel, die das Zusammenwachsen und eine entstehende Homogenität verhinderten.
    In diesem Sog befand sich auch Christian Träsch.

Alle vier Gründe tragen aus meiner Sicht dazu bei, dass Träsch hinter seinen Erwartungen zurück blieb – ja fast schon zurückbleiben musste.


 
Christian TräschIm Winter gab es eine Trendwende, die sehr viele Fans in diesen Tagen vergessen zu haben scheinen.

Christian Träsch zeigte schon im Hinrundenfinale gegen Stuttgart ein verbessertes Engagement. Neben einiger Fehlpässe, fielen ins besondere aber sein Tempovorstöße und der unbedingte Wille zum Sieg auf. Am Ende konnte nicht zuletzt durch dieses Engagement der Mannschaft der Sieg erzwungen werden.
Träsch erhielt in der durchschnittlichen Wertung bei einer nicht gerade berauschenden Teamleistung eine solide 3,5 bis 4.

Im neuen Jahr wurde dann vieles anders. Neue Spieler belebten den Konkurrenzkampf und es gab eine bessere Punkteausbeute:

  • Beim ersten Spiel der Rückrunde besiegte der VfL Wolfsburg Köln mit einem überragenden Träsch. Die Noten reichten von sehr gut bis gut (1,5 – 2,5). Träsch war in diesem Spiel bester Wolfsburger.
  • Auch im zweiten Spiel der Rückrunde konnte Träsch die Fans überzeugen. In einem schwierigen Spiel gegen die Bayern konnte man lange Zeit dagegenhalten. Die Noten reichten von 2,5 – 3 – 3,5.
  • Im dritten Spiel gegen die favorisierten Gladbacher sah man erneut einen sehr engagierten und guten Träsch. Die Note, die am meisten vergeben wurde, war eine sehr gute 2 – 2,5.
    Damit zählte Träsch neben Jiracek, Rodriguez und Lopes zu den besten Spielern in dieser Partie.
  • Beim vierten Spiel gegen Freiburg gingen die Meinungen etwas auseinander. Von 2,5 bis 4 war alles dabei. Dies mag unter anderem auch an der etwas schlechten Gesamtleistung des ganzen Teams gelegen haben.
    Doch auch hier war Träsch wieder einer der besseren Spieler in unserem Team. (Quelle: TM.de)

Will man nach diesen vier Partien ein Zwischenfazit ziehen (nimmt man die letzte Partie gegen Stuttgart auch noch hinzu, so sinnt es sogar 5 Partien), so kommt man auf ein positives Ergebnis. Auch beim größten deutschen Fußballforum TM.de kam Träsch dabei durchschnittlich gut weg. Es war ein eindeutiger Aufwärtstrend zu erkennen. Träsch hat sich stabilisiert und seine Rolle angenommen. Sein Kampf und sein Engagement kann man dabei besonders hervorheben.


 
Doch im Fußball ist nichts von langer Dauer. Besonders nicht das Erinnerungsvermögen von uns Fußballfans.
Träsch KlichNach nur zwei schlechten Partien gegen Schalke und gegen Hoffenheim wurde Christian Träsch von ein paar wenigen Fans zum Buhmann auserkoren.

Doch auch hierbei würde ich von einem reinen Zufall sprechen, dass es gerade Träsch getroffen hat. Der Fan war und ist mit der Gesamtsituation unzufrieden und wollte seinem Ärger Luft machen. Was zunächst als kollektive Abstrafung der kompletten Mannschaft begann, fokusierte sich gegen Ende der Partie auf Christian Träsch. Wohl auch deshalb, weil Träsch sich von der Stimmung am leichtesten anstecken ließ und unglaublich nervös wurde.

Ich selbst habe gegen Ende einige Aktionen von Träsch nicht mehr ernst genommen, weil sie offensichtlich durch sein aufgebrachtes Nervenkostüm beeinflusst waren. Jedem fachkundigen Fußballfan muss in dieser Situation klar gewesen sein, dass es sich hierbei nicht um das normale Leistungsvermögen des Spielers gehandelt haben konnte, sondern um eine menschliche Reaktion in einer Extremsituation.


 
Fazit:


Was ist passiert?
Träsch befand sich in einem eindeutigen Aufwärtstrend mit verbesserten Leistungen. Es folgten zwei Spiele, die man eigentlich aus der Wertung herausnehmen muss. Auf Schalke hat sich besonders Felix Magath durch eine falsche Taktik verzockt. Zudem kam der Umstand, dass emotional aufgeladene Schalker es dem alten Trainer beweisen wollten. Das ganze Team des VfL Wolfsburg kam bei diesen Umständen unter die Räder. Träsch war nur einer von vielen, die an diesem Tag unter gingen. Kein Grund zur Aufregung.

Auch das letzte Spiel muss man ausklammern, wenn es um die Bewertung eines einzelnen Spielers geht. Auch hier hat die komplette Mannschaft versagt. Eine ungewöhnliche und einmalige Stimmung in der Arena hat sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen, dass es am Ende auf dem Platz immer nervöser und unruhiger wurde. Träsch kann man hier sicherlich ein leichtes und sensibles Nervenkostüm attestieren. Aber reicht das aus, um ihn gleich in Sack und Asche zu treten?

Selbstverständlich nicht!


Nach dem Abschlusstraining am Freitag gab es eine schöne Aktion von Fans, die ihm durch ein Plakat am Trainingszaun ihre Solidarität bescheinigten und ihre Unterstützung zusagten.

Und genau das ist es, was Christian Träsch jetzt braucht. Das Auswärtsspiel könnte in dieser Hinsicht für ihn sogar positiv sein, dass er keine großen Fanmassen zu fürchten braucht.

Gewinnt Träsch wieder mehr Ruhe in seinem Spiel, so könnte sich dies auf seine Leistungen auswirken und ihm wieder mehr Selbstvertrauen einimpfen.

Christian Träsch ist ein positiver Typ, mit einem guten Charakter, der unserer Mannschaft gut tut.

Jeder Fan sollte daran interessiert sein, den Träsch zu sehen, den man in den ersten 4 Spielen der Rückrunde gesehen hat!
 
 

11 Kommentare

  1. Sehr guter Bericht :)
    Ganz klar Träsch ist ein sehr sensibler Mensch und er benötigt einfach die Unterstützung und den Rückhalt der Fans, darum ist es lächerlich ihn so fertig zu machen.
    Ich könnte mir gut vorstellen dass er heute wieder eine solide Leistung abruft :)
    Ich bin gespannt…

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  2. Kann Dir nur zustimmen und freue mich, dass Christian endlich in das Licht gerückt wird, welches ihm gerecht wird.
    Wenn ich könnte würde ich Dich für diesen Artikel umarmen :)

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  3. Eigentlich ist es sogar völlig egal ob er nun schlecht oder gut war, das „Fans“ ihn wegen der Leistung zuhause aufsuchen ist einfach falsch. Wie schon im Artikel gut beschrieben wurde: Es war mehr das Kollektiv welches „versagt“ hatte.

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  4. Sehr gut zusammengefasst! Ich unterstütze die Dinge, die hier gesagt wurden. Pro Träschi und auf eine gute Leistung heute!

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  5. Sonst fand ich deine Artikel immer gut, aber dieser gefällt mir einfach nicht. Tut mir leid. Ich habe jedes Spiel in dieser Saison gesehen und fand, dass Träsch fast immer zu den schlechtesten Spielern gehörte. Ein über einen so langen Zeitraum ausgebildeter „Berufsfußballer“ darf nicht jeden 2ten Pass ins Niemansland schicken.
    Das kann man vielen anderen Spielern von uns natürlich auch vorwerfen, aber bei Träsch ist es mir besonders aufgefallen.

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  6. Ich kann alles unterschreiben! Träsch ist einer der letzten dem man Einsatzwillen oder Charakterlosigkeit abschreiben könnte. Er war noch nie ein herausragender Techniker und kann selbts nicht viel für seinen sehr hoch dotierten Vertrag. Ich wünsche Ihm gute Leistungen in dieser schweren Zeit.

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  7. Lieber Normen,

    für diesen treffend zusammengefassten Artikel bekommst Du von mir ein riesengroßes „BRAVO“!

    Wenn ich das von anderer Stelle richtig in Erinnerung habe, dann bekommst Du vom VfL wohl nicht mal die gebührende Unterstützung für Deine Website. Darum schließe ich mich der letzten Aussage von „Bine“ sehr gerne an. ;-)

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  8. Coprolalia under Control

    Wie kann man sich nur gegen die landläufige anti-träsch Meinung richten?

    Bravo für deinen mut.

    Wie gesagt auch Diego und Friedrich waren fast immer verdammt schlecht im grünen Trikot, aber denen wurde mehr zugestanden.

    Träsch hat auch rechts gute spiele gemacht

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  9. Auch von mir ein großes lob für deinen Beitrag. Er beschreibt die Situaution sehr gut. Vor allen Dingen ist das mal objektiv zusammengefasst.

    Ich war auch jedes Heimspiel im Stadion, und Träsch war immer einer der besten auf dem Platz. Man muss halt auch mal die Mannaschaftsleistung im Verhältnis dazu sehen. Oft musst Träsch auch Fehler seiner Vorderleute ausbaden.
    Außerdem hat er wenigstens ein paar sehr gute Leistungen abgeliefert.
    Also pro Träsch.

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  10. wie gewohnt sachlich und treffend von dir analysiert … wirklich sehr gute arbeit die du hier machst …

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  11. hey, norman, große klasse der bericht. spitzenleistung. weiter so!

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