Heute war das Training wesentlich interessanter und auch ergiebiger als das gestrige.
Nach der 1 1/2 stündigen Standpauke von Magath gab es gestern nur ein eingeschränktes routinemäßiges Training, was kaum Aussagekraft hatte.
Heute nun wurde mit der Vorbereitung auf das Spiel gegen Köln begonnen.
Bei schönem Sonnenschein betrat genau wie gestern das Trainerteam zuerst das Gelände. Die Spieler folgten in einem 2 Minuten Abstand. Mit dabei war heute ein alter Bekannter: Detlev Dammeier. (siehe Foto)
Magath verzehrte noch ganz lässig einen Apfel bevor es los ging.
Gestartet wurde heute pünktlich um 10.00 Uhr.
Anwesende:
27 Spieler, darunter die 3 Torhüter und der neue Testkandidat:
Eric de Oliveira
Ansonsten war der gleiche Kader wie gestern vertreten.
Es fehlten weiterhin die Verletzten: Friedrich und Kahlenberg.
10.00 Uhr: 1. Übung:
Auf das Aufwärmen wurde heute verzichtet. Es gab kein Warmlaufen, keine Dehn- oder Fitnessübungen und kein Schweinchen in der Mitte. Stattdessen ging Magath gleich über das neue System einzuüben.
Die drei aussortierten Spieler gingen mit dem Co-Trainer wieder hinüber zum Hügel, um mit den gleichen Übungen wie tags zuvor weiterzumachen. Der neue Spieler Eric de Oliveira folgte zunächst Magath zum Spielfeld, wurde aber sogleich zu den drei aussortierten geschickt. Magath wollte zunächst sein System mit den arrivierten Spielern abstimmen und einüben. Das Vorspielen des Brasilianers sollte später in einem Trainingsspielchen folgen.
10.05 Uhr: 4-4-2 mit flacher Vier wird eingeübt
Nach einer kurzen fünf-minütigen Anweisung wurden die Spieler in zwei Gruppen geteilt á 10 Mann.
Team A sollte nur verteidigen und verschieben, bzw. sich erst einmal an die Systemumstellung gewöhnen und ein Gefühl für die Abläufe bekommen. Dazu wurde das Tempo ein wenig rausgenommen und erst einmal langsam verschoben. Team A hatte dazu einen Torhüter in ihren Reihen, der alle 10 Minuten wechselte.
Team A:
———–Mandzukic——-Lakic—————
——————————————————-
—Salihamid.–Josué—Träsch—-Ochs—
——————————————————
-Schäfer–Russ—–Kjaer——Hasebe—-
——————————————
Team B sollte nur Angreifen. Sie agierten ohne Torhüter
Team B:
—————–Scheidhaue————-
Koo————Helmes———–Dejagah
———Cigerci——–Klich————
Orozco–Polak——-Madlung—–Schulze
Dinge, die mir aufgefallen sind:
– Kajer, Ochs und Hasebe reden zu Beginn gleich viel miteinander und stimmen sich ab. Man merkt sofort, dass Kjaer die geborene Führungspersönlichkeit ist.
– Hollerbach dirigiert die A Mannschaft von hinten und gibt Anweisung was zu beachten ist.
– Magath kommt nach 3 Minuten aufs Feld und gesellt sich zu Schäfer. Von nun an ist er 30 Minuten lang Schäfers persönlicher Begleiter und verbessert ihn alle 10 Sekunden. Man kann sagen, Schäfer hat heute ein Einzeltraining von Magath genossen.
– Immer wieder werden Anweisungen von den Trainern an meine Ohren herangetrieben: Ziel ist es möglichst früh Druck aufzubauen. Ein Spieler, der einen Gegner stellt soll unterstützt werden > Doppeln.
Magath: “Wenn der Gegenspieler zurückspielen muss haben wir unser Ziel erreicht.”
– Sehr auffällig: Salihamdzic.
Er hat keine Scheu ständig Magath in eine Diskussion zu verwickeln. Man erkennt als Beobachter sehr schnell warum er geholt wurde, und das können sich alle Kritiker, die gerne Magaths Transfers wie Karimi und Brazzo vorwerfen einmal genauer durchlesen. Spielerische Mängel sofern es sie gibt darf man bei diesen Spielern sicherlich kritisieren. Aber man darf nicht davon sprechen, dass so ein Transfer sinnlos ist, nur weil man selber den Sinn nicht durchschaut.
Durch seine Erfahrung ist Salihamidzic seinen Mitspielern in vielen Bereichen voraus. Fast der wichtigste Punkt: Er hat keine Angst. Weder vor dem Gegner, noch vor der harten Autorität von Magath. In einer Tour erklärt er, was auf dem Feld zu tun ist, spricht viel mit Schäfer, stimmt sich ab und stellt Magath fragen. Das machen im Training die wenigsten.
Eine bezeichnende Szene: Salihamidzic geht zu Magath und spricht mit ihm über die Fehler gegen Leipzig. Eine bezeichnende Szene im Training und er sagt: Genau das haben wir am Freitag auch falsch gemacht. Als er anfängt die Lösung laut auszusprechen hat er Magath animiert sofort das ganze Team mitten im Spiel zusammenzutrommeln, um genau auf diesen Punkt gesondert einzugehen.
Salihamidzic als halber Co-Trainer hat mich heute sehr beeindruckt – alles unabhängig von seiner Leistung auf dem Platz.
– Wieder hört man Magath laut brüllen: Druck, Druck, wir müssen mehr Druck aufbauen, dichter am Gegner stehen.
Und immer wieder wird Schäfer korrigiert. Teilweise wird Magath in seiner hitzigen Art etwas lauter: “Steffi, geh hin, geh hin. Du bist viel zu weit weg, so kann der Gegner doch wieder den Ball annehmen.”
Schäfer redet wenig, hört aufmerksam zu.
Später gibt es zwei Szenen, wo Schäfer es richtig macht und explizit von Hollerbach gelobt wird, der gesehen hat, dass Magath Schäfer hart kritisiert hat. Das Lob beflügelt Schäfer und bringt Magath dazu, seinen Posten zu verlassen und von nun an Schäfer alleine arbeiten zu lassen.
– Eine schöne Szene von Koo ist mir noch im Kopf geblieben. Er wird sehr gut von Schulze angespielt und umspielt ganz leichtfüßig Schäfer. Schäfer sieht wieder nicht gut aus und kommt kaum hinter Koo hinterher. Koo hat allerdings keine Anspielstation und muss stoppen. Schäfer ist zur Stelle und stellt ihn. Doch wirklich ausbügeln tut der herangesprintete Träsch, der von Hinten den Ball ins Aus spielt und mit einem Sonderlob von Magath bedacht wird: “Sehr gut Träschi”.
Koo gibt es später noch im Spielerfokus.
Ähnlich wie Träsch, der mir als Ausputzer auch sehr gut gefallen hat.
Um 10.42 Uhr ist diese Übung zu Ende. Die Spieler gehen das erste mal etwas trinken.
2. Übung: Ein Trainingsspielchen
Um 10.45 Uhr gibt es neue Anweisungen von Magath. Zwei Spieler verlassen den Platz: Salihamidzic und Orozco müssen ersetzt werden.
Für das Team B kommt nun der neue Mann Eric de Oliveira zum Einsatz. Das Team wird wie folgt umgestellt:
Cigerci rückt nach hinten links. De Oliveira spielt neben Klich im Mittelfeld.
Im A Team wird Salihamidzic 1:1 gegen Pekarik getauscht.
Eigentlich ist das linke Mittelfeld nicht Pekariks Position. Hier hätte Tuncay als Aushilfe vielleicht besser gepasst – rein von der Position her. Dass Magath aber dennoch Pekarik nahm zeigt mir, dass Tuncay sowas von verspielt hat, dass er nach Diego der erste Spieler ist, der abgegeben wird.
Im folgenden Testspiel ging es dann auch gleich gut zur Sache. Besonders auffällig: Der neue Brasilianer de Oliveira. Ein unglaublich bulliger Spieler. Erinnert vom Körper an Martins oder Diego. Etwas klein, aber dabei sehr kräftig mit starken Oberschenkeln.
Ein paar Zuschauer um mich herum sind beeindruckt von zwei Szenen des Spielers. Er ist unglaublich durchsetzungsstark. Träsch, der im Spiel davor noch der Ausputzer und harte Hund war hatte in einer Szene gegen de Oliveira keine Chance. Mit hartem körperlich dabei aber fairen Einsatz hat der Brasilianer Träsch den Ball abgenommen und auf engstem Raum gegen zwei weitere Spieler durchgetankt. Ein Schubser und der Ball scheint weg zu sein. Doch noch im Fallen schafft er es den Ball zu einem Mitspieler zu spitzeln. Eine sehr beeindruckende Szene.
Später im Fokus auch mehr zu diesem Spieler.
Lenz ist mit seinem B Team unzufrieden: “Wir reden nicht, keiner hilft dem anderen.”
Kurz vor Ende der Übung trifft es noch einmal Schäfer, der heute besonders im Fokus von Magath stand. Wieder wird er vom Trainer kritisiert, dass er zu weit von seinem Gegner weg stünde.
Um 11.15 Uhr ist Schluss. Magath und das Team verlässt den Platz.
Es bleiben Diego und Tuncay bei ihrer Extraübung,
Schulze, Koo und Polter bei einem Spezialtraining mit Litti und Leuthard,
und Cigerci und Klich am Kopfballpendel.
Fazit:
Das Fazit hat nach dem Spiel Magath selbst gesprochen:
“Man hat am Freitag gesehen, dass einige Spieler mit der Raute nicht zurecht kommen. Also mussten wir was ändern. Ich habe drei Maßnahmen ergriffen:
1. Einzelgespräche, um herauszubekommen woran es liegt.
2. Eine Teamsitzung, wo einzelne Szenen noch einmal analysiert wurden und in “freundschaftlicher Atmosphäre” sich ausgesprochen und die Fehler angesprochen wurden.
3. Die Systemänderung.
Zu viele Änderungen darf man nicht machen, weil man sonst hinterher, wenn es wirklich besser geworden ist nicht mehr weiß, welche Veränderung nun diesen Ausschlag gegeben hat.
Mit der Systemumstellung bin ich zufrieden. Man hat heute gesehen, dass es besser lief.
All das bedeutet aber nicht, dass das eine Systemumstellung für immer ist. Nur im Moment mussten wir reagieren und für den Moment scheint diese Umstellung nötig zu sein”, so Magath weiter.
Klasse Bericht, wie immer. Danke
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Auch von mir wieder ein großes Lob. Mir gefallen auch die vielen Fotos zu den einzelnen Übungen. Ich bin schon gespannt wann du deine angekündigten Trainingsvideos reinstellst.