Ich hatte mir in der Winterpause schon alles schön zurecht gelegt fürs erste Wolfsgeheul 2015. Wollte schreiben über die Rückkehr von Robin the Dutt, den neuen Schwabenkönig. Ein Beispiel für Beständigkeit, wie ein Klostein im Dauereinsatz. Oder dass Jürgen Klopp beim BvB schon Torjubel trainieren ließ, damit die Spieler nicht den auch noch falsch machen. Oder dass wir den Katar-Bayern, wo ja angeblich jedes Trainingsspiel schwieriger ist als ein Bundesliga-Kick, gern mal zum Auftakt zeigen werden, ob das stimmt.
Doch dann kam die Sache mit Junior und der Moment, wo Fußball dann doch nicht alles ist. Vorgestern bin ich auf der A2 an der Unfallstelle vorbeigefahren. Und es war ein Scheißgefühl. Im Grunde ist auch alles über Schock, Trauer und Fassungslosigkeit geschrieben worden. Das möchte ich nicht noch mal aufarbeiten. Keiner wird sagen, dass ihn das kalt gelassen hat. Nur noch zwei Dinge: 1. ich habe Junior nicht persönlich gekannt. Aber jeder, der mit ihm zu tun hatte, lobte seine Lebensfreude, seinen Erfolgswillen und seine Identifikation mit dem VfL. Er wäre zweifellos wohl einer unserer größten Stars geworden in den kommenden Jahren. Dieses Andenken werden alle VfL-Fans egal in welcher Form in Ehren halten. 2. glaube ich fest daran, dass jede Tragödie im Leben auch für etwas gut sein muss. Vielleicht ist es das starke Zeichen, dass Fans, Verein und Spieler enger zusammengerückt sind. Sogar gemeinsam an der Choreo für das Auftaktspiel gearbeitet und Seite an Seite Fähnchen geklebt haben. Das Zeichen, das ganz Deutschland mit dem Trauermarsch sehen konnte: auch in Wolfsburg gehen die Fans durch dick und dünn mit ihrem Verein, der oftmals als seelen- und emotionslos bezeichnet wird – natürlich zu Unrecht. Das Zeichen, das wir am Freitag der ganzen Welt zeigen können: Wir sind der VfL, wir stehen immer zusammen und wir werden noch stärker werden. Bei aller Tragik sind es diese Momente, die einen Verein prägen können. “Defining Moment” nennen das die Amerikaner. Momente, die einem Identität geben. Kraft. Aber auch den Willen, dass es weitergeht. Und es ist gut, dass es weitergeht. Wir VfL-Fans sind in den vergangenen Wochen durch fast alle Gefühlswelten marschiert: Freude und Triumph über die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte und tollen Fußball. Niedergeschlagenheit und Verlust durch Juniors Tod. Ratlosigkeit und Unsicherheit was die Verfassung der Mannschaft angeht und die Auswirkungen. Hoffnung und Vorfreude durch den kurzfristigen Transfer von André Schürrle (und gleichzeitig den überraschenden Abschied von Ivica Olic. Mach’s gut und Danke!) sowie den Eindruck von Mannschaft, Trainer und Führung sich nicht unterkriegen zu lassen im Angesicht eines übermächtigen Gegners.
Die Menschen in über 170 Ländern werden morgen auf diese Stadt schauen. Lasst uns Junior würdig verabschieden. Und dann schlagen wir die Bayern. Gemeinsam. Für Junior. Für uns.
In diesem Sinn: Bleibt geschmeidig!
P.S.: Das Wolfsgeheul ab Montag dann wieder in gewohnt bissiger Form…
danke für diesen Artikel. Der ist klasse!
Super Beitrag
Aktuell noch der Artikel aus dem kicker
“Junior würde sich freuen, wenn wir die Bayern schlagen.” (D.H.)
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/620103/artikel_junior-wuerde-sich-freuen-wenn-wir-bayern-schlagen.html#omsmtwkicker
Danke!
Wirklich schöner Text. Vielen Dank dafür. ich bastel übrigens gerade Herzen.
Danke!! Bin da auch letzte Woche lang… Ist nach wie vor ein beklemmendes Gefühl wenn man drüber nachdenkt..
Du sprichst mir aus der Seele und Junior immer in unseren Herzen.
Danke
(Edit/Admin: Neu-Userin freigeschaltet. Herzlich willkommen!)
Mein Herz schlägt heute Abend für den VfL und Malanda.